[deepamehta-users] Text-Kasten für DeepaMehta-Artikel (1. Version)
Jörg Richter
jri at deepamehta.de
So Jul 5 23:57:18 CEST 2009
Lieber Jens-Christoph,
hier lasse ich Dir die erste Version meines Texts für den Kasten
zukommen.
Der Text heißt "Vision einer integrierten Arbeitsumgebung für
Wissensarbeiter" und ist 4600 Zeichen lang, also etwas zu lang.
Er beschreibt die Vision, die Motivation, das Ziel und die Strategie
des DeepaMehta-Projekts. Also eher high-level, was meiner Meinung nach
OK, ist, da es ja um die Vision geht, und Du den anschaulichen Teil
bereits gut im Hauptteil abdeckst.
Was aus Platzgründen weggefallen ist, ist das konkrete Erlebnis, das
der Anwender mit DeepaMehta hat. Zu diesem Thema schicke ich einen
extra-Absatz (2200 Zeichen). Das ist absoluter Rohtext der Dich
möglicherweise auf Ideen zu unserem weiteren Vorgehen bringt.
Was ich sehr gerne noch beifügen möchte, ist ein Bild, das das
Arbeitskontext-zentrierte Paradigma dem Anwendungs-zentrierten
Paradigma gegenüberstellt (der Kernaspekt meines Texts).
=> Ist Platz für ein Bild vorhanden?
Mit dem Text bin ich noch nicht zufrieden. Nun wollte ich erstmal Dein
Feedback einholen. Heute kann ich den Text noch ändern. (Morgen bin ich
den ganzen Tag unterwegs und könnte Dir erst wieder Dienstag früh eine
neue Version zukommen lassen.)
Grüße
Jörg
www.deepamehta.de
>>>>>>>>>>>>> Kastentext (4600 Zeichen) >>>>>>>>>>>>>
Vision einer integrierten Arbeitsumgebung für Wissensarbeiter
Ein Wissensarbeiter verdient seinen Lebensunterhalt mit der
Interpretation und der Transformierung von Information (nach Peter
Drucker). Er liest viel Text, den er sich selber beschafft oder von
anderen hereingereicht bekommt. Daraus erstellt er neuen Text, oft auch
im Teamwork. Es entstehen mehrere Versionen. Es kreiert, kopiert,
stellt vorhandenes neu zusammen, und das Ergebnis landet bei einem
anderen Wissensarbeiter auf dem Tisch. Ist das Projekt abgeschlossen
werden die Artefakte archiviert, und der Kopf ist frei für Neues. Oft
arbeitet ein Wissensarbeiter in verschiedenen Arbeitskontexten zur
gleichen Zeit, z.B. an der Stellung eines Forschungsantrags, dem
Schreiben eines Artikels und der Organisation des nächsten Symposiums.
Zu jedem Kontext gehören z.B. Emails, Notizen, Kontakte, Webseiten und
Termine. Der Alltag eines Wissensarbeiters ist
Arbeitskontext-zentriert.
Das Erlebnis, das ein Nutzer heutiger Computersysteme hingegen hat, ist
Anwendungs-zentriert. Gegenwärtig sind die meisten Anwendungen um
Netzwerkprotokolle und Dateiformate herumgebaut: für Email ein
POP/IMAP/SMTP-Client, fürs Web ein HTTP-Client, zum Schreiben ein
.doc/.odf-Editor usw. Viele Anwendungen beanspruchen einen exklusiven
Bildschirmbereich, benutzen ein individuelles
Abglage/Kategoriesungssystem (z.B. Email-Folder vs. Filebrowser-Folder)
und bieten kaum Möglichkeiten ihre Inhalte, mit denen anderer
Anwendungen zu verknüpfen. Der Wissensarbeiter muß viel zwischen
Anwendungen umschalten. Oft wird dabei der Bildschirm mit Informationen
und Bedienelementen belegt, die mit dem aktuellen Arbeitskontext
garnichts zu tun haben. Diese Art Maschine verlangt dem Nutzer
kognitive Resourcen ab, die nicht in die eigentliche Arbeit fließen.
Ziel des DeepaMehta-Projekts ist, das Anwendungs-zentrierte Paradigma
durch ein Arbeitskontext-zentriertes Paradigma abzulösen. Die
Motivation dabei ist, die Benutzeroberfläche weiter weg von der
Maschine, hin zur Arbeits- und Denkwelt des Nutzers zu verlegen.
Fragestellungen sind:
1) Verglichen mit einer Büroumgebung oder einem Schreibtisch ist die
Fläche eines Computerbildschirms ziemlich klein. Wie kann diese knappe
Resource bestmöglichst genutzt werden? Einerseits sollen die Inhalte
des Nutzers im Mittelpunkt stehen; der Bildschirm soll nur Inhalte
anzeigen, die für den aktuellen Arbeitskontext relevant sind.
Andererseits beanspruchen auch die Bedienelemente der Maschine Platz.
2) Wie kann die "Virtualität" des Computer (nach Ted Nelson)
bestmöglich verbunden werden, mit den Erfahrungen, die der Nutzer in
der realen Welt macht? Einerseits soll der Nutzer die Fähigkeiten, die
ihm in der realen Welt helfen, z.B. seine visuelle Intelligenz oder
sein Orientierungssinn, auch bei der Arbeit am Computer nutzen können.
Andererseits sollen die virtuellen Eigenschaften des Computers
ausgeschöpft werden.
Die Einführung eines Arbeitskontext-zentrierten Paradigmas erfordert
ein neues Modell für Desktop-Awendungen. Damit z.B. die Daten
verschiedener Anwendungen innerhalb eines Fensters angezeigt werden
können, müssen die Anwendungen ihre Funktionen und Daten von der
Visualisierung entkoppeln (ganz ähnlich wie bei SOA-Anwendungen im
Unternehmens- oder Webumfeld). Das heißt nicht, daß alle vorhandenen
Anwendungen neuprogrammiert werden müssen. Denn, wenn die Aspekte, die
alle Anwendungen, die ein Wissensarbeiter hauptsächlich nutzt,
gemeinsam haben, in eine Plattform verlagert werden, bleibt von den
Anwendungen garnicht viel übrig. Und diese Funktionalitäten stehen oft
bereits als fertige Module (z.B. die JavaMail API für Mail-Protokolle,
die Open Source HTML-Engines "Webkit" und "Gecko" oder TinyMCE als
webbasierter WYSIWYG Editor) zur Verfügung.
Zu den gemeinsamen Aspekten aller Anwendungen eines Wissensarbeiters
gehören: Informationen kommen irgendwo her, Informationen gehen
irgendwo hin. Informationen kommen in 4 Geschmaksrichtungen daher:
Text, Bild, Audio, Video. Informationen werden erzeugt, hergeholt,
neuzusammengestellt. Informationen werden von mehreren Personen
bearbeitet. Informationen sind mehr oder weniger strukturiert. In
Informationen wird navigiert. Informationen werden versioniert,
kategorisiert und archiviert. Diese Grundfunktionen sind (mehr oder
weniger) bereits in der DeepaMehta-Plattform integriert und stehen den
Nutzern und allen darauf aufbauenden Anwendungen konsistent zur
Verfügung.
Die Vision von DeepaMehta ist ein Computer, der bereits nach dem
Einschalten eine adäquate Arbeitsumgebung für den Alltag eines
Wissensarbeiters darstellt.
<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<< Ende des Kastentexts <<<<<<<<<<<<<<<<<<<
>>>>>>>>>>>>> Rohtext zum Benutzererlebnis (2200 Zeichen) >>>>>>>>>
Der DeepaMehta-Bildschirm besteht aus einem einzigen Fenster. Es ist
nie von anderen Fenstern überlagert. Der Arbeitskontext ist stets als
Ganzes auf dem Bildschirm dargestellt (linke Seite), in Form einer
Topic Map aus Topics und Assoziationen. Ein Topic ist z.B. eine Email,
Webseite, Kontakt, Chatprotokoll, oder ein Projekt. Assoziationen
repräsentieren den Bedeutungszusammenhang. Gleichzeitig werden
Detailinformationen angezeigt (rechte Seite), z.B. Webseite oder der
Text einer Email. Inhalte werden direkt an Ort und Stelle editiert und
verarbeitet, z.B. wird eine Email direkt aus dem DeepaMehta-Fenster
abgeschickt. Topics und Assoziationen werden manuell oder
programmatisch erzeugt. Topics können von überall herkommen, z.B. von
Mailservern, Datenbanken, LDAP-Verzeichnissen oder Webservices.
DeepaMehta setzt Topics miteinander in Bezug, über Anwendungs- und
Systemgrenzen hinweg. DeepaMehta bringt eine Reihe von Standard
Topic-Typen und deren Funktionalität bereits mit, z.B. "Person",
"Email", "Kalender". Weitere Topic-Typen, z.B. "Protein" und
"Gerichtsprozeß", werden von den Nutzern selbst definiert, ganz nach
dem aus welchen Bereich man kommt. Die Topic Map wird vom Nutzer
selbständig angeordnet. Die enstehenden räumlichen Strukturen tragen
zur Orientierung und Erinnerung bei, ganz nach dem Prinzip von Mind
Maps (nach Tony Buzan). Während des Arbeitens bleibt der Arbeitskontext
auf dem Bildschirm sichtbar und wird inkrementell erweitert. Z.B.
ensteht während des Surfens im Web (rechte Seite) ein Netzwerk der
besuchten Seiten. Der Nutzer muß nie etwas speichern, es bleibt einfach
alles da. Wenn der Bildschirm zu unübersichtlich wird, blendet der
Nutzer Dinge aus, die er im Moment nicht braucht. Später kann er sie
wieder vorholen, auch in anderen Arbeitskontexte. Zum Organisieren
vieler Topic Maps richtet sich der Nutzer Workspaces ein. Mittels
Shared Workspaces arbeiten Nutzer gemeinsam an Inhalten.
DeepaMehta-Anwendungen, z.B. für Kalender, Email, Webbrowser, sind für
den Nutzer nicht als solche wahrnehmbar. Stattdessen ist eine
DeepaMehta-Anwendung einfach eine Reihe weiterer Topic-Typen, die ihre
Kommandos und Detail-Visualisierungen selbst mitbringen.
<<<<<<<<<<<<<< Ende <<<<<<<<<<<<<<<
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