[deepamehta-users] Microsoft Live Labs: Seadragon, Photosynth / Zoomen in DeepaMehta 3

Jörg Richter jri at deepamehta.de
Di Mär 10 05:36:42 CET 2009


Lieber Ilker,

ich danke Dir für den Hinweis auf Seadragon. Inzwischen hab' ich mir 
das angesehen. Ohne Silverlight-Installation konnte ich 2 Ajax-basierte 
2D Deep-Zoom-Demos ausprobieren: das Fahrrad und das historische 
Stadtgemälde. Optisch ist das beeindruckend.

Auch das Video zu Photosynth hab' ich angesehen. Für den Spaßfaktor ist 
es bestimmt toll, First-Person-artig durch 3D Landschaften zu 
navigieren, die man einfach per Digitalkamera selbst erstellt hat. Ich 
kann mir auch vorstellen, daß das z.B. für Musik-Videos oder 
Film-Vorspanne schöne Effekte bringt.

Mir fällt es aber noch schwer, ein Szenario zu beschreiben, in dem das 
einen echten Nutzen hat. Das liegt sicher daran, daß mein Fokus auf 
Arbeitsumgebungen für Wissensarbeiter liegt. Dort geht es um 
hochdimensionale Informationsräume und es müssen u.a. die 
Interfacedesign-Probleme "Übersicht-Detail" und "Arbeitskontext" gelöst 
werden. Und zwar auf eine Weise, die dem individuellem Lern- und 
Arbeitsprozeß angemessen ist. Geometrisches Zoomen (im Unterschied zum 
semantischen Zoomen) und Navigieren in 3D-Räumen stellen da keine 
Lösung dar.

Die erwähnte Seadragon Deep-Zoom Fahrrad-Demo versucht neben dem 
Abbildenden auch (Text-)Informationen mit einzubeziehen. Aber was ist 
unter dem Aspekt eines Informationssystems der Vorteil, wenn ich 
optisch auf den Zahnkranz zoome, dann erkenne, daß dort auch eine (noch 
unlesbare) Texttafel "versteckt" ist, die ich dann durch weiteres 
Hineinzoomen auch lesen kann -- das Fahrrad aber in diesem Moment 
komplett aus dem Blickfeld geraten ist? Ein einfaches Bild mit 
Hotspots, die bei Aktivierung Textboxen einblenden wäre da effektiver.

Zoomen _wird_ bei DeepaMehta 3 eine Rolle spielen, aber eine 
nebensächliche. Im Moment sehe ich 2 Nutzen für Zommen:

1) Überblick:

Herauszommen ermöglicht den Überblick über Arbeitsflächen, die größer 
sind als der Bildschirm. Das ist nichts Besonderes; viele Programme 
bieten das (nicht aber der Desktop!).

2) Objekt-Embodiment:

Ziel ist, den Bruch zwischen der Icon-Repräsentation eines Objekts und 
der Detailsicht des Objekts (in der auch editiert wird) aufzuheben. Das 
sieht dann so aus: bei Aktivierung expandiert (zoomt) das Objekt in die 
Detailansicht. Nach Beendigung der Bearbeitung zoomt das Objekt zurück 
in die Icon-Darstellung. Dadurch erhält das Objekt quasi eine 
wahrnehmbare Verkörperung. Das Zommen dient hierbei als eye-candy 
zugunsten flüssiger Übergänge beim Bildaufbau, was 
wahrnehmungspsychologisch durchaus vorteilhaft ist. Das Besondere hier 
aber ist das Prinzip der Objekt-Verkörperung.

In traditionellen System ist das Prinzip der Objekt-Verkörperung nicht 
gegeben: dort tauchen von vielen Objekten (Dateien) eine Vielzahl von 
Geisterscheinungen auf, z.B. im File-Browser, im Anwendungsfenster X, 
im Anwendungsfenster Y, in der Dateiauswahlbox, in der Taskleiste, in 
Menüeinträgen. Solche Systeme muten dem Anwender zu, alle 
Geisterscheinungen im Kopf wieder zu einer Einheit zusammenzusetzen, 
und dazu noch für jede Geisterscheinung andere Interaktionsregeln 
anzuwenden.


Zoomen ist gut, aber als zentrales Konzept einer Arbeitsumgebungen für 
Wissensarbeiter nicht tauglich. Die harten Interaktionsdesign-Nüsse bei 
DeepaMehta 3 bleiben noch zu knacken.

Grüße
Jörg


On 03.03.2009, at 17:00, Ilker Egilmez wrote:

> es gibt wohl auch schon eine version fuers iphone
> http://livelabs.com/blog/seadragon-goes-mobile/
>
> hier fuer den browser
> http://livelabs.com/seadragon/
>
> vorher musst du dir silverlight installieren, geht auch auf mac.
>
> hier eine der wenigen anwendungen, die es gibt
> http://memorabilia.hardrock.com/
>
> macht schon was her, finde ich.
>
> und auf photosynth baut das ganze wohl auf
> http://photosynth.net/
>
> finde ich auch sehr schick.




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