[deepamehta-users] Förderverein

Jörg Richter jri at deepamehta.de
Di Aug 5 18:14:34 CEST 2008


Lieber Urs,

vielen Dank für Deine Infos zum Thema Vereinsgründung und für die 
Stellungnahme, die Du vom Rechtsanwalt eingeholt hast!

Punkt 2 (Weiterentwicklung garantieren) scheint mir ein Kernpunkt für 
die Organisationsgründung zu sein. Punkte 1 und 3 (demokratische 
Meinungsbildung und Außenkommunikation) scheinen mir in diesem 
Zusammenhang nebensächlich zu sein resp. erfordern nicht unbedingt eine 
Organisation.

Das Thema "Gemeinnützigkeit" halte ich für zentral wichtig, da wir -- 
wie der Rechtsanwalt schreibt -- auf diese Weise mehr Möglichkeiten 
haben, an öffentliche Gelder heranzukommen. Auch hab' ich gehört, daß 
gemeinnützige Organisationen bestimmte Aufträge nur an wiederum 
gemeinnützige Organisationen vergeben dürfen.

Ich gehe davon aus, daß es uns höchstwahrscheinlich gelingen wird, ein 
übergeordnetes Ziel zu formulieren, für welches uns Gemeinnützigkeit 
attestiert werden kann. Das hab' ich angedeutet, als ich schrieb:
> (A future perspective for the foundation could be to encourage a
> interdisciplinary dialogue about the human-machine relationship
> i.e.organising symposiums.)
Unser Thema kann ein aufklärerisches sein: nämlich, an einem besseren 
Verständnis des Mensch-Maschine Verhältnisses arbeiten, mit dem Ziel, 
die Bedingungen für persönlichen und gesellschaftlichen Nutzen von 
Technik-Einsatz besser verstehen zu können. Das geht nur durch die 
Förderung eines interdisziplinären Dialogs. Die Informatik ist im 
Vergleich anderer Wissenschaftsdisziplinen extrem jung, und hat noch 
kein eigenes Begriffsinstrumentarium zur Betrachtung der ganzen 
Mensch-Maschine-Rückkoplungsschleife parat. Informatiker beschränken 
sich oft auf die technische Seite, verwenden dann aber zur Beschreibung 
ihrer Artefakte oft leichtfertig Begriffe, die aus dem Reich des 
belebten Lebens stammen. Dazu gehören etwa "Information", "Wissen", 
"Lernen", "Verstehen", "Bedeutung", "Handeln", "Autonomie", 
"Intelligenz". Dies verführt die Computer-Forscher immerwieder dazu, 
Fähigkeiten in die Maschine reinzudeuten, die prinzipiell nicht 
vorhanden sind. Dafür aber werden buchstäblich Milliarden 
Forschungsmittel aufgewendet (siehe THESEUS-Programm) und auch die 
Anwender lassen sich nur allzu gern verzaubern von dem Versprechen 
eines "intelligenten Agenten", der ihnen die Arbeit abnimmt. Auf der 
anderen Seite führt diese Verblendung und Verkürzung dazu, daß das, WAS 
der Computer kann, nicht genügend in die Denk- und Handlungswelt der 
Menschen hineinentwickelt wird, ein wesentlicher Teil des Potential des 
Computers also garnicht ausgeschöpft wird. Welche Wege die Forscher und 
Entwickler beim Systemdesign einschlagen, hängt maßgeblich von den 
Leitbildern ab, die sie verinnerlicht haben, derer aber sie sich nicht 
immer bewußt sind. Die Reflektion über die Leitbilder der 
Technikentwicklung erfordert ein philosophisches Fundament, das nur 
interdisziplinär geschaffen werden kann. Den interdisziplinären Dialog 
zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern zu fördern und das 
philosophische Fundament zum Verständnis des 
Mensch-Maschine-Gesellschafts-Systems zu legen, das kann das 
übergeordnete Ziel unserer Organisation sein. Die Tätigkeiten der 
Organisation würden dann z.B. umfassen:
A) Veranstaltung von Symposien und Herausgabe von Materialien.
B) Herstellung technischer Systeme und Design von Methoden.
Ich denke, daß wir mit einer derartigen "Mission" Gemeinnützigkeit gut 
begründen können.

Jetzt möchte ich noch drei Punkte erwähnen, die in einer Diskussion, 
die ich hatte, aufgetaucht sind:
1) Möglicherweise ist anstatt eines Vereins doch eine Stiftung, oder 
noch etwas anderes, die passendere Form. Dieser Punkt ist aus meiner 
Sicht noch offen, und gehört zu den dringensden Fragen.
2) Die Firma und die Organisation sollen ganz klar voneinander getrennt 
sein. Möglicherweise sollte ein Firmengesellschafter garnicht 
Vereinsmitglied werden können. Evt. ist dann auch die Bezahlung von 
Vereinsleistungen auch unproblematischer.
3) Die Organisation soll sich auf "hochkarätige" Mitglieder und 
Vorstände konzentrieren. Dann macht sie sich attraktiv für weitere 
Hochkaräter und erlangt größere Wirkung. Die Ansprache potentieller 
hochkarätiger Mitglieder soll sehr gut vorbereitet werden.

Wir können gerne im Wiki Resourcen zum Thema Organisationsgründung 
erstellen. Das Wiki ist trotz Serverausfalls noch erreichbar. Eine 
Registrierung ist nicht notwendig aber empfohlen.
http://deepamehta.newthinking.net/wiki/

Um Impulse Dritter zu ermöglichen, schicke ich diese Antwort an die 
users-Liste und lege auch das Statement vom Rechtsanwalt nochmal bei.

Grüße
Jörg


On 01.08.2008, at 22:57, Urs Lerch wrote:

> Hallo Jörg, Hallo Malte,
>
> heute habe ich vom Rechtanswalt weitere Informationen erhalten (siehe
> Brief in der Beilage). Ich poste das mal nur an euch, da sich die 
> Listen
> bisher nicht sonderlich um eine Vereingsgründung zu kümmern scheinen.
>
> Das mit der Gemeinnützigkeit könnte wohl noch ein Problem darstellen.
> Ich habe allerdings in der Satzung vom LinuxTag e.V.
> ( http://www.linuxtag.org/2008/de/linuxtag/satzung.html ) gesehen, dass
> die Zahlung an Mitglieder durchaus möglich sein kann. Wir müssten 
> unsere
> Zielsetzung aber wahrscheinlich etwas offener definieren. Der Tipp mit
> der Wissenschaft & Forschung scheint mir gut ( siehe dazu auch
> http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinn%C3%BCtzig ).
>
> Den Wikiartikel zum Vereinsrecht
> ( http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinsrecht ) finde ich im übrigen auch
> noch recht informativ.
>
> Da die Gemeinnützigkeit offensichtlich vom Finanzamt erteilt wird, wäre
> eine Connection dahin sicherlich hilfreich. Kennt ihr jemanden (der
> jemanden kennt usw.) der dort arbeitet?
>
> Also, erste Bedingung wäre auf jeden Fall mal sieben 
> Gründungsmitglieder
> zu finden. Malte hatte da mal noch einige Namen fallen gelassen. Dann
> müssten wir die Satzung schreiben. Habt ihr eine Vorstellung, wie das
> vor sich gehen soll? Über ein Wiki vielleicht (wenn denn die Homepage
> mal wieder online ist)? Ich könnte mal eine erste Fassung als
> Diskussionsgrundlage liefern.
>
> Eine professionelle Unterstützung wäre sicherlich hilfreich. Da der
> Verein ja sinnvollerweise in Berlin seinen Sitz haben sollte und 
> deshalb
> meines Ermessens auch vom dortigen Finanzamt beurteilt wird, sollten 
> wir
> uns vielleicht auch eher einen Berliner Spezialisten suchen. Als Name
> fällt mir jetzt spontan Till Jäger ein, der ein Buch über juristische
> Aspekte von Open Source Software geschrieben hat und mit der Free
> Software Foundation Europe vernetzt ist
> ( http://www.fsfeurope.org/projects/ftf/network.de.html ).
>
> So viel mal fürs erste am Schweizer Nationalfeiertag. Freue mich auf
> eure Antwort.
>
> Gruss,
> Urs
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : 2008-08-01_DeepaMehta_Schreiben_an_Herrn_Lerch.pdf
Dateityp    : application/pdf
Dateigröße  : 95297 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL         : <http://lists.deepamehta.de/mailman/private/users-lists.deepamehta.de/attachments/20080805/ae1a3f20/attachment.pdf>
-------------- nächster Teil --------------



Mehr Informationen über die Mailingliste users