[deepamehta-users] Kommender Beitrag über Deepamehta im Linux Magazin
Jörg Richter
jri at deepamehta.de
Fr Jun 12 02:33:34 CEST 2009
Lieber Jens-Christoph,
vielen Dank für Deine Mail!
Ich freue mich, daß Du den Faden wieder aufnimmst!
Auch von meiner Seite bitte ich erstmal um Entschuldigung, daß wir den
Artikel bisher nicht richtig unterstützt haben. Ich kann auch für meine
Mitstreiter sprechen, wenn ich sage, daß es nicht an Interesse mangelt.
Zunächst eine Orientierungsfrage: wird der Artikel im Linux Technical
Review erscheinen (und nicht im regulären Linux Magazin)?
Deine Planung finde ich im Prinzip gut.
Hier möchte ich gerne auf Deine Fragen eingehen.
On 11.06.2009, at 13:29, Jens-Christoph Brendel wrote:
> Hallo Jörg, hallo Martin,
>
> nachdem die Sache mit dem geplanten Beitrag nicht so recht von der
> Stelle kommt - nach meiner letzten Mail vom 21. April ist die
> Kommunikation scheinbar eingeschlafen - ist es veilleicht Zeit für
> einen
> Plan B. Ich kann einen Beitrag schreiben, der sich ein wenig mit Topic
> Maps als solchen befasst und dann Deepamehta als beispielhaften Editor
> dafür beschreibt. Das bisher erarbeitete Beispiel reicht dafür auch. Es
> zeigt dann allerdings nicht, was man unter Ausnutzung aller
> Möglichkeiten vielleicht erreichen könnte, sondern nur, was man als
> Einsteiger ad hoc erreichen kann. Aber das ist ja auch eine legitime
> Perspektive.
Wir sehen DeepaMehta nicht als Topic Map Editor, sondern als "Semantic
Desktop" oder "Plattform für Kollaboration und Wissensmanagement".
In "Semantic Desktop" spiegelt sich die Vision einer auf semantischen
Netzwerken basierenden integrierten Arbeitsumgebung wir
Wissensarbeiter.
In "Plattform für ..." kommt zum Ausdruck, daß DeepaMehta nicht nur
Werkzeug ist, sondern eine Infrastruktur zu Entwicklung und Integration
von Werkzeugen.
Das Verbindende an DeepaMehta und Topic Maps ist das Konzept der
semantischen Netzwerke. Zum Verhältnis DeepaMehta / Topic Maps siehe
auch meine nächste Antwort.
> Wenn ihr wollt, könnt ihr einen Textkasten beisteuern über die Vision
> eines anderen Benutzerinterfaces für Computer auf der Grundlage von
> Topic Maps. Wenn ihr das knackig und plastisch darstellen könnt und
> vielleicht sogar einen Screenshot o.ä. dazu habt, dann wäre das ein
> abgrenzbarer Aspekt, den man gut in einem Kasten verkaufen kann. Da das
> kein heute verfügbares Produkt ist, wäre es auch ok, wenn es von seinen
> Schöpfern beschrieben wird, was wir sonst nicht machen.
>
> Für den restlichen Beitrag würden mich noch ein paar kleine Fragen
> interessieren, die sich sicher schnell beantworten lassen:
>
> 1.) Deepamehta und Standards. Nach meinem Eindruck implementiert
> Deepamehta nicht alle Features von ISO/IEC 13250, auch wenn das ein
> Exportformat ist. Ist Kompatibilität hier prinzipiell nicht oder
> nur partiell geplant oder ist das nur noch nicht implementiert?
Stimmt, DeepaMehta ist keine komplette Umsetzung des Topic Maps
Standard. Auf der anderen Seite enthält DeepaMehta proprietäre
Erweiterungen -- im Wesentlichen die Properties -- mit dem Hintergrund,
die (ISO-)Topic Maps Welt mit der (W3C-)RDF Welt zu verschmelzen. Topic
Maps spannen ein semantisches Netzwerk _oberhalb_ des Dateisystems auf,
deren Knoten Verweise (Occurrences) auf herkömmliche (unstrukturierte)
Dateien enthalten. Mit RDF und DeepaMehta hingegen können feiner
granulierte Informatiosstrukturen repräsentiert werden, die nicht an
konkrete Medien gekoppelt sind. Diese lassen sich auch algorithmisch
verarbeiten, und bei Bedarf z.B. in eine Datei transformieren.
Im Kern des DeepaMehta-Datenmodell stehen also nicht Topic Maps allein,
sondern eine Verschmelzung aus Topic Maps und RDF. Daher sollte sich,
meiner Meinung nach, der Artikel nicht speziell an Topic Maps
aufhängen, sondern an semantischen Netzwerken im Allgemeinen. In der
Semantic Web Forschung gibt es eine Reihe von Topic
Maps-RDF-Integrations-Ansätzen, ein Überblick findet sich hier:
www.w3.org/TR/rdftm-survey/
DeepaMehta setzt nicht auf Topic Maps allein, weil DeepaMehta weg
möchte von Dateien als first-class Objekten. Denn: viele Informationen,
die den Alltag eines Wissensarbeiters ausmachen -- Emails, Webseiten,
Chats, Suchanfragen, Kontakte -- liegen garnicht in Dateiform vor! Die
Folge ist, daß unsere auf der Desktop-Metapher (Ordner, 1 Datei = 1
Blatt Papier) basierende Benutzerschnittstelle um diese
Informationsobjekte separate Applikationswelten drumherumbauen muß, die
eine unnatürliche Fragmentierung der Arbeitsumgebung zur Folge hat.
Zu Deiner Frage: DeepaMehta wird wahrscheinlich den Topic Maps Standard
niemals komplett und 1:1 unterstützen.
Details zum DeepaMehta-Datenmodell, z.B. welche Konzepte des Topic
Maps-Standard in DeepaMehta eher durch RDF-Konzepte realisiert sind,
finden sich im Abschnitt "Data Model" meiner
Fraunhofer-Veröffentlichung "DeepaMehta -- Another Computer is
Possible":
http://www.deepamehta.de/swe-book/deepamehta-another-computer-is-
possible-20070810.pdf
> 2.) Es existieren ja bereits eine Reihe freier (und auch kommerzieller)
> Topic Map Engines wie etwa TM4J und ähnliche Projekte für Perl, PHP,
> etc. Wie sieht sich Deepamehta im Verhältnis zu diesen Projekten?
Neben einer Topic Map Engine ist DeepaMehta:
- eine Benutzerschnittstelle für Wissensarbeiter.
Informationen, die zu einem Arbeitskontext gehören, werden --
unabhängig ihres Formats oder ihrer Herkunft -- in _einem_ Fenster
dargestellt _und_ bearbeitet. Topics sind z.B. Emails, Webseiten,
Kontakte, Notizen. Weitere Typen lassen sich interaktiv (graphisch)
definieren. Auch Suchanfragen sind Topics.
- ein Framework für Anwendungsentwicklung.
Topics sind nicht nur Datenträger, sondern bieten auch Verhalten, und
eine Benutzerschnittstelle. Jedem Topictyp kann eine Java-Klasse
hinterlegt werden, die das Verhalten von Topics dieses Typs
implementiert. Eine DeepaMehta-Anwendung ist eine Sammlung von Typen,
und kann separat vertrieben / installiert werden. Vorhandene Typen
lassen sich zu neuen Anwendungen aggregieren. Alle Anwendungen teilen
sich _ein_ Fenster.
- eine Integrationsplattform.
Das Anwendungsframework enthält das Konzept der Datenquelle. Topics
können Inhalte repräsentieren, die in anderen Systemen existieren, z.B.
in Datenbanken, LDAP-Servern, oder Webservices. Assoziationen setzen
Inhalte miteinander in Bezug, auch über Systemgrenzen hinaus.
> 3.) Was sind die Ziele für die nächste Zeit, was kann ich als
> Anwender/Interessent in überschaubarer Zukunft von Deepamehta Neues
> erwarten?
Unser Communitymitglied Malte Reißig hat eine Vielzahl von
DeepaMehta-Anwendungen und Basis-Erweiterungen entwickelt:
- Twitter Client:
jeder Tweet ein Topic. Visualisierung von Follower-Netzwerken.
- PDF Viewer:
droppe eine PDF-Datei in eine Topic Map, ein PDF-Topic entsteht. Der
PDF-Inhalt wird direkt im DeepaMehta-Fenster angezeigt.
- Webbrowser:
ein Webpage-Topic repräsentiert eine Website, die direkt im
DeepaMehta-Fenster angezeigt wird. Das Anklicken von Links erzeugt neue
Webpage-Topics. Beim Surfen entsteht so ein visuelles Netzwerk
verlinkter Webseiten.
- LaTeX Renderer:
Ein LaTeX-Topic enthält LaTeX-Quelltext. Das Compile-Kommando erzeugt
ein LaTeX-Rendering direkt in der Topic Map.
- Flash-Frontend:
DeepaMehta-Inhalte werden per flüssigem Flash-Frontend navigierbar.
Audio-, Video-Inhalte sind integriert. (Bisher nur proprietäre
Anwendung für ein Uni-Projekt: Zoo-Informationssystem)
- JSON-RPC Service
DeepaMehta-Inhalte können von anderen Anwendungen über JSON-RPC
abgerufen werden. (Bisher nur für proprietäre Anwendung "Kiezatlas",
ein geografisches CMS).
- Importer
Aus CSV-Dateien werden automatisch Topics erzeugt.
Alle diese Anwendungen haben Proof-of-Concept Status und sind noch
nicht Teil des Haupt-Entwicklungsstrangs, geschweigedenn Teil einer
Release. Maltes Ziel ist, die Anwendungen allgmemein verfügbar zu
machen. Im Moment ist er mit seiner Diplomarbeit beschäftigt.
> Vielleicht erstmal soviel. Möglicherweise ergibt sich noch eine
> Nachfrage. Mein pragmatischer Vorschlag wäre, so zu starten. Ich
> beginne
> mir mal einen Artikel zu überlegen, ihr beantwortet die Fragen und
> steuert vielleicht den Kasten bei. Am Ende könnt ihr auch vorher lesen,
> was rausgekommen ist und wir könnten gegebenenfalls sachliche Fehler
> bereinigen. So wäre keine weitere Programmiererei nötig, was vielleicht
> noch mehr Zeit kosten würde. Wie sehr ihr das?
Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Was den "Vision"-Kasten betrifft: da müssen wir sehen, wie sich der
Artikel herausbildet, damit der Kasten dann dazu passt. Vieles der
DeepaMehta-Vision habe ich hier und in meinen 2 wissenschaftlichen
Artikeln (www.deepamehta.de / Documentation / Published Articles)
beschrieben. Möglicherweise kannst Du, Jens-Christoph, damit bereits
den Kasten bestreiten. Möglicherweise kann auch ich den Kasten
schreiben, das wäre eine schöne Herausforderung für mich (die natürlich
viel Widmung/Zeit benötigt) und eine schöne Chance für DeepaMehta.
Auf Deine 2. Mail ("Properties") werde ich morgen antworten.
Jens-Christoph, ich freue mich über unser Vorhaben.
Grüße
Jörg Richter
www.deepamehta.de
> freundliche Grüße
>
> Jens-Christoph
>
>
>
> --
> Jens-Christoph Brendel
>
> = Editor-in-Chief Linux Technical Review =
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