[deepamehta-devel] [deepamehta3] Warum alleine am Kern arbeiten?

Annette Leeb office at annette-leeb.de
Di Okt 6 22:20:10 CEST 2009


Lieber Jörg,
lieber Urs & all,

grade eben blicke ich mit den mailinglists nicht mehr durch, ich habe 
die devel/users-lists mit drauf gesetzt; hoffe, das ist ok.

@Urs, finde auch, eine einheitliche Liste wäre nicht schlecht; wenn das 
über die google group laufen soll/kann, meinetwegen; können wir 
vielleicht bei einem nächsten Treffen klären.

@jri, was waren denn Deine Gründe dafür, die Gruppe anzulegen?

@Urs, ich habe die erste Mail von Jörg vom 04.10. nicht so gelesen, dass 
Jörg jahrelang an DM3 alleine arbeiten will. Vielleicht überlappen sich 
Erfahrungen aus früheren DM-Zeiten mit den aktuellen in Deiner Lesart? 
Mir scheint, dass es grade so gedacht und gewollt ist, früh ("in einigen 
Monaten"), an manchen Ansatzpunkten bereits jetzt Andockmöglichkeiten 
für Entwickler und Anwender zu schaffen: Die Dokumentation der 
Schnittstellen als Voraussetzung für die Entwicklung von Plugins 
erstellen, Plugin-Vorschläge erarbeiten, Erfahrungen mit der 
Installation sammeln und an die Entwickler zurück speisen, sich mit den 
Basistechnologien vertraut machen usw.

jri hat mir einen ersten Einblick in seine GitHub-Aktivitäten vor 
einigen Wochen gegeben. Er hat mir bei einem Problem geholfen, und 
anschließend die Tür zu seinem virtuellen Arbeitszimmer geöffnet. Nun 
bin ich, wie alle wissen, keine Entwicklerin. Was ich mitbekommen habe, 
war, wie intensiv jri an DM3 arbeitet, dass er dafür "moderne" Tools und 
eine von ihm neu erkundete Entwicklungsumgebung nutzt (wobei er auch 
erzählt hat, dass der Tipp GitHub schon vor langem von Enrico an ihn 
heran getragen wurde), und dass meiner Meinung nach alle Energie in 
diese Richtung gehen wird. Das war überdeutlich zu spüren. Vielleicht 
keine qualifizierte Äusserung aus technologischer Perspektive, aus der 
meines Jobs und meiner DM-Erfahrung aber umso mehr.

Warum ich das so ausführlich schreibe: Eigentlich hatten jri und ich 
besprochen, dass ich ein Meeting organisiere, wo er uns von seinen 
Aktivitäten, dem Stand der Dinge usw. erzählt. Als Ausgangspunkt, um 
genau das zu vermeiden, was Du, Urs angesprochen hast, jahrelanges 
isoliertes Arbeiten "unterm Teppich". Ich muss zugeben, dass ich dem 
nicht nachgekommen bin. Z.T. habe ich zuviel eigene Baustellen am 
Laufen, z.T. fühlte ich mich überfordert, eine aussagekräftige 
Einladung, Tops, Zielsetzung für ein Treffen usw. zu formulieren. 
Wahrscheinlich hätte ich es einfach angehen sollen, z.B. im Wiki einen 
Entwurf platzieren. Habe ich nicht, sorry. Umso mehr - ein Treffen steht 
an. Ich bin sehr daran interessiert, besser zu verstehen, was jri 
bislang gemacht hat, was seine technologischen Konzepte sind, wie und 
womit er arbeitet, wie Zusammenarbeit an welchen Stellen funktionieren 
kann, welche Aufgaben anstehen, welche langfristigen Perspektiven sich 
abzeichnen usw. Die Infos, die mir fachlich gefehlt haben, hat jri in 
seinen Mails beigesteuert. Meiner Meinung nach eine ideale 
Ausgangsposition, um im persönlichen Austausch zu einem gemeinsamen 
Verständnis zu kommen. Was haltet Ihr davon?

Besten Gruß, A.



>
> On 05.10.2009, at 11:15, Urs wrote:
>
>> Hallo Jörg,
>>
>> kannst du bitte ein Statement dazu abgeben, warum du die ersten paar
>> Jahre alleine am Kern von DeepaMehta3 arbeiten willst und von
>> vorneherein alle anderen ausschliesst? Ich finde diese Haltung, um es
>> ganz direkt zu sagen, sehr elitär.
>>
>> Danke + Gruss,
>> Urs
>
>
> Lieber Urs,
>
> vielen Dank für Deine Frage!
>
> Offen gesagt, spüre ich in mir ein Prozeß widerstreitender Geister, 
> der mitten in Bewegung ist.
>
> Einerseits:
> Ein Projekt ist am Anfang immer die Idee eines Einzelnen. Da will 
> etwas unbedingt heraus, und dann fängt derjenige einfach an. Er 
> braucht dafür keine Legitimation und keine Diskussion. Dieser Anteil 
> entspricht einer Künstler-Natur.
> Doug Engelbart oder Linus Torwalds haben lange Zeit alleine 
> gearbeitet, um etwas zu erschaffen, an das andere andocken können.
> Wenn jemand Jahre lang mit größter Widmung ein bestimmtes Thema 
> bearbeitet, dann ist er an Unterstützern interessiert, in denen ein 
> ähnliches Feuer brennt, und er wird sich möglicherweise gegen 
> Querschläger und Schnellschießer eher abschirmen.
> Elite ist kein Schimpfwort. Apache, Firefox, KDE, Zope, Ruby, Drupal, 
> BSD, Linux und viele weitere ... all diese Projekte repräsentieren 
> eine Elite.
>
> Andererseits:
> Wenn ein Projekt hinaus in die Welt, eine eigene Dynamik entwickeln 
> soll, wie ein Lebewesen, Unterstützer anziehen, eine Community 
> aufbauen will, dann muß es eine Kultur der Offenheit und Andockbarkeit 
> geben. Diese Dynamik entsteht, wenn jeder sich seinen Interessen und 
> Fähigkeiten nach einbringen kann, und das Gefühl hat, daß dieses 
> Engagement wertgeschätzt wird und auf fruchtbaren Boden fällt.
> Dafür muß der Projekt-Initiator loslassen können, andere Personen 
> Ideen und Ansichten reinlassen, sein Kontrollbedürfnis verringern und 
> die positive Erfahrung machen, daß sich auch bei steigendem 
> Chaos-Anteil Werte schaffen lassen.
>
> Urs, ganz offen gesagt:
> Ich habe die Balance zwischen Künstler-Trieb, 
> Engineering-Satisfaction, und Sozialer Offenheit noch nicht gefunden. 
> Der Eigenbrödler ist da genauso vorhanden wie die Sehnsucht nach 
> Gemeinschaft.
>
> Um diese beiden Seiten zu vereinen visiere ich derzeit den 
> beschriebenen "Kern einerseits, Module/Plugins andererseits" Weg an. 
> Das ist auch beim Linux-Kern nicht anders. (Dennoch: was die Social 
> Skills und das Organisationstalent betrifft, habe ich großen Respekt 
> vor Linus Torwalds).
>
> Was sich bei mir aber wahrscheinlich nie ändern wird:
> Ich bin an Ergebnissen interessiert. An der Erreichung von Zielen. 
> Eine DeepaMehta 3 Anwendung zu entwickeln, ein Modul oder ein Plugin, 
> mit einem klaren Nutzen, das kann ein Ziel Sein. Dann erst macht die 
> Diskussion um die Vorgehensweise Sinn. Eine Diskussion muß sich meiner 
> Meinung nach inhaltlich darum drehen: Das Ziel, die Konzeption, die 
> notwendigen Realisierungsschritte, die Roadmap. Wenn dieses Ziel da 
> ist und die Widmung eines Individuums, sich beständig diesem Ziel zu 
> nähren, wenn diese intensive inhaltliche Diskussion bereits 
> stattgefunden hat, dann halte ich jede Vorgehensweise für möglich. Ob 
> derjenige sich dann mit dem Kernentwickler über nötige Erweiterungen 
> abstimmt oder ob er die Ergänzungen selber durchführt, macht dann kaum 
> noch einen Unterschied.
>
> Grüße
> Jörg
>
> www.deepamehta.de
>
>





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